Selten löst es Begeisterung aus, wenn man einen Brief von einem Inkassobüro zugestellt bekommt. Doch, bevor man den ausgewiesenen Betrag überweist, sollte man prüfen, ob alles seine Richtigkeit hat. Unseriöse Inkassobüros versuchen nämlich mit allen Tricks, mehr Geld zu lukrieren als ihnen eigentlich zustehen würde. Es gibt einige Anhaltspunkte, die darauf schliessen lassen, dass etwas nicht stimmt. In diesem Blogartikel verrate ich dir, worauf du achten solltest und wie du vorgehen musst, um zu deinem Recht zu kommen.
Wie oft kommt es zu nicht berechtigten Forderungen?
Vielleicht warst du auch schon einmal in der Situation, dass dir ein Inkassobüro eine Forderung übermittelt hat, die du jedoch gar nicht zuordnen konntest. Verschiedene Studien und Umfragen gehen davon aus, dass beinahe jede zweite Forderung unberechtigt ist. Dennoch scheint sich dieses Geschäft für die Akteure zu lohnen, besonders im niedrigen dreistelligen Euro-Bereich oder tiefer. Die Betroffenen sehen hier in der sofortigen Bezahlung der Forderung das geringere Übel als in einem möglichen Rechtsstreit und zahlen daher die Summe, ohne sich grossartig zu informieren, ob und inwiefern die Summe überhaupt plausibel ist.
Milan Milic: Forderung berechtigt?
Es scheint das Selbstverständlichste auf der Welt zu sein, als Betroffener herausfinden zu wollen, ob die geforderte Summe auch korrekt dargestellt ist und woher sie überhaupt kommt. Tatsächlich zahlen viele Menschen den geforderten Betrag, ohne zu überprüfen, ob die angegebenen Forderungen auch wirklich berechtigt sind. Sie haben schlicht und einfach Angst, eine Frist zu versäumen oder in eine Rechtsausandersetzung zu geraten.
Angst ist selten ein guter Berater, schon gar nicht, wenn es ums eigene Geld geht.
Die Frage, die sich daher jeder Betroffene stellen sollte, ist, wem man eigentlich Geld schuldet. Ist dies nicht auf den ersten Blick aus dem Schreiben erkennbar, dann deutet dies bereits auf eine Fehldarstellung hin. Seriöse Inkassobüros wollen es den Schuldnern so einfach wie möglich machen, den Betrag zu begleichen und sehen deshalb von einer solche intransparenten Darstellung ab. In jedem Fall sollte Kontakt mit dem betreffenden Inkassobüro aufgenommen werden, um zu klären, woher diese Summer rührt, also wer der Auftraggeber konkret ist und ob es einen seriösen Vertrag mit einem Unternehmen gibt.
Sind die Summen korrekt dargestellt?
Transparenz ist das wesentliche Merkmal seriös agierender Inkassobüros. Demzufolge versuchen unseriöse Inkassobüros möglichst viele Elemente zu verschleiern. Ein beliebtes Element, welches gerne intransparent dargestellt wird, ist die Zusammensetzung der zu zahlenden Summe, um die es geht. Hier werden die ursprüngliche Rechnung gerne mit den Inkassogebühren und anfallender Zinsen in einen Topf geworfen, um für möglichst viel Verwirrung zu sorgen.
Eine transparente Darstellung stellt diese Summen getrennt voneinander dar. So weiss der Schuldner genau, welche Summe welcher Posten ausmacht und wie hoch die anfallenden Verzugszinsen und Mahngebühren sind. Die Mahngebühren können zwar sehr hoch sein, doch sie dürfen nicht höher als beispielsweise eine vergleichbare Rechnung von einem Anwalt sein, der sich dieser Sache annimmt.
Auch hier kann der Schuldner eine genaue Auflistung der Summen verlangen. Meist ist dies für unseriöse Inkassobüros jedoch zu viel Aufwand, sodass keine Rückmeldung kommt.
Milan Milic: Wie rau ist der Ton im Schreiben?
Die Rechtmässigkeit der Forderung kann angezweifelt werden, wenn der Ton in dem Schreiben einschüchternd oder gar bedrohend wirkt. Jedes seriöse Inkassobüro ist daran interessiert, eine gemeinsame Gesprächsbasis mit den Betroffenen zu erzielen, die möglichst wenig Widerstände erzeugen soll. Ein Schreiben, in welchem sofort mit Hausbesuchen oder Exekutionen gedroht wird, trägt kaum etwas zu einem positiven Gesprächsklima bei und soll einzig und allein dafür sorgen, dass keine Rückfragen entstehen und der Betrag möglichst schnell überwiesen wird. Weitere Drohungen sind folgende:
- Hausbesuche
- (gefälschte) Vollstreckungsbescheide
- Gerichtsvollzieher
- Pfändung, etc.
Auch Drohungen von Einträgen in die ZEK-Datenbank (=Zentralstelle für Kreditinformation) sind ein beliebtes Druckmittel, um Betroffene zum schnellen Bezahlen zu motivieren. Dabei ist es gar nicht so einfach, einen solchen Eintrag durchzuführen. Wenn folgende Punkte nicht erfüllt sind, darf nicht einmal mit solch einem Eintrag gedroht werden, um sein Ziel zu erreichen:
- Der Betroffene muss zuvor mindestens zweimal schriftlich gemahnt worden sein.
- Zwischen den beiden Mahnungen müssen mindestens vier Wochen liegen.
- Der Betroffene muss über die bevorstehende Eintragung unterrichtet werden.
- Der Betroffene hat die Forderungen nicht bestritten.
Durch Drohungen sollte man sich nicht einschüchtern lassen, sondern erst recht kritisch nachfragen und eruieren, woher die angeblichen Schulden stammen und wie sie sich zusammensetzen.
Milan Milic: Jedes Inkassoschreiben ernst nehmen
Viele raten nun dazu, das jeweilige Inkassobüro und dessen Schreiben nicht ernst zu nehmen und das Papier in den Müll zu befördern. Es kann jedoch sein, dass darauf noch etliche weitere Briefe folgen, in welchen der Ton noch rauer wird. Die klügste Vorgehensweise ist dein schriftlicher Widerspruch der Forderungen, den du dem Inkassobüro per eingeschriebenem Brief zukommen lässt. Anhand dieser Vorgehensweise erkennt das Inkassobüro, dass du weisst, was du tust und es dir ernst ist. Im besten Fall sehen sie von weiteren Schreiben ab und konzentrieren sich auf Menschen, die eher bereit sind, zu bezahlen und weniger Gegenwehr an den Tag legen.
Fazit von Milan Milic
Es gibt eine Reihe “schwarzer Schafe” im Inkassowesen, die unberechtigte Forderungen geltend machen wollen. Mit dieser Masche scheinen sie auch, zumindest teilweise, Erfolg zu haben, sonst würden sie sie nicht mehr anwenden. Um darauf nicht hereinzufallen, hilft es massgeblich, sich mit den rechtlichen Rahmenbedingungen und den Tricks der Inkassobüros auseinander zu setzen. Dies hilft dabei, die Ruhe zu bewahren und die entsprechenden Schritte zu setzen.
